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Am 31.Januar geht Uncut Gems, der neue Film der Gebrüder Safdieauf Netflix live. Mit dabei auch ein alter Bekannter, Adam Sandler. Zunächst liest sich der Klappentext wie der eines klassischen Crime-Thrillers: Der spielsüchtige Howard ist hoch verschuldet. Er geht riskante Deals ein, um seiner instabilen Lebenssituation zu entkommen, setzt damit aber auch einiges aufs Spiel. Zu erwarten ist jedoch mehr als ein weiterer klischeebeladener Actionfilm aus Hollywood. Ihr Gespür für fragile Situationen und eigentümliche Charaktere konnten die beiden Regisseure aus New York schon in Good Time (2017) unter Beweis stellen. A Heist went wrong, aber keineswegs konventionell. Die Brüder inszenieren in Good Time eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd über 100 Minuten, ständiger Begleiter, das Gefühl, irgendetwas könnte schief gehen gepaart mit bedingungslosem Mitgefühl für die Hauptfiguren (Robert Pattinson, Benny Safdie himself). Ein Belastungstest für Körper und Seele, eine Charakterstudie und ein konstantes Unbehagen, das an Filme wie Noés Enter The Void erinnert. Damit schaffen sie woran Filme wie Joker 2019 gescheitert sind und hauchen einem beinahe tot geglaubten Genre wieder Leben ein. Vor ihrem Mainstream-Erfolg mit Good Time drehten Josh und Benny Safdie 3 weitere Featurefilme und eine Reihe an Indiemovies, die alle sehr sehenswert sind, auch um Herkunft und Intention der beiden Regisseure kennenzulernen. Den Kurzfilm John's Gone gibt es z.B. bei Vimeo, Heaven Only Knows und Daddy Long Legs können anderweitig (z.B. Criterion Channel) gestreamt werden. 

Daniel Lopatin ist Oneohtrix Point Never und verantwortlich für die Soundtracks von Uncut Gems und Good Time. Statt die Filme mit einem subtilen Klanggerüst zu untermalen, agieren seine Kompositionen eher wie zusätzliche Darsteller. Er setzt seinen Sound in direkten Zusammenhang mit dem hohen Tempo der Filme, was den Stressfaktor noch weiter steigen lässt. Düstere Erlösung bietet schließlich der letzte Track vom Good Time Soundtrack (featuring Iggy Pop). Neben seiner Arbeit an Soundtracks ist der Sohn russischer Refuseniks ein schon längst gefeierter Solokünstler, dessen Kreativität keine Konventionen kennt und der immer wieder neue Zusammenhänge kreiert. Replica (2011) ist eines seiner zugänglichsten Alben. Mit Age of (2018), in dem er das Harpsichord zum Leben erweckt, schafft er den Spagat zwischen Pop und Experimentierfreude.
Ein unüberhörbarer Einfluss Daniel Lopatins ist der japanische Musiker Isao Tomita. Er ist einer der Pioniere elektronischer Musik und begann Ende der 60er mit analogen Synthesizers zu experimentieren. Im Fokus stand für ihn jedoch nicht die Imitation von Instrumenten mit Hilfe der Klangerzeuger, sondern das Erschaffen zuvor ungehörter Klangwelten. Snowflakes Are Dancing (1974) ist eines seiner bekanntesten Werke, eine Reinterpretation der Stücke von Debussy. Ein Erbe Tomitas und Mitbegründer der Elektro-Pop Band Yellow Magic Orchestra ist der Komponist Ryuichi Sakamoto. Einen schönen Eindruck über die Anfänge der elektronischen Musik gibt es in der Doku über die Aufnahmen zu Sakamotos Album Illustrated Musical Encyclopedia (1984).
Für Wach und Traurige eher problematisch, für viele jedoch Lifestyle der Stunde. Bewusstes Leben hat einen Modebegriff gefunden: Wokeness. Kein Flugzeug, kein Fleisch, lieber Fotos vom Waste-Picking in Bali auf Insta. Ist Wokeness reine Imagepflege oder dient die Kommunikation etablierter Überzeugungen einem höheren, politischen Zweck und prägt den Zeitgeist. So klar zu trennen ist das natürlich nicht, Simon Ingold nähert sich in der Neuen Zürcher diesem Thema an.

Die Wokeness entspringt der Dringlichkeit unser Handeln als Menschen generell und insbesondere in Bezug auf die Umwelt zu überdenken. Vor diesem Hintergrund scheint sich, nach der katalanischen Philosophin Marina Graces, ein neues dominierendes Bild der eigenen Zeit zu etablieren: die Auslöschung der Menschheit. In dem knapp einstündigen Audio des SWR2 geht es um die Frage, wie sich unser Bild der Zukunft verändert und was es mit dieser Veränderung auf sich hat.

Für sich selbst und alleine wird die Apokalypse nicht zu verhindern sein. Ist es Zeit für ein Ende des heiligen Individualismus? Tom Oliver plädiert im Guardian für ein neues Zeitalter des Kollektivismus, um die glorifizierte Selbstverwirklichung zu überkommen und gemeinsam das Leben auf Planet Earth zu meistern.
Am 20.Januar wäre der italienische Regisseur Federico Fellini 100 Jahre alt geworden. Über zwei Jahrzehnte teilte er sein Leben mit dem belgischen Schriftsteller Georges Simenon über eine ausführliche Briefkorrespondenz. Einen Einblick in die Gedankenwelt der beiden Künstler, insbesondere in Bezug auf ihr Verhältnis zu Kreativität und Inspiration, gibt es in der einstündigen Lesung vom Bayrischen Rundfunk zu hören.

In ihrem ersten Kunstprojekt verfolgte die französische Künstlerin Sophie Calle, ausgestattet mit Perücke, Regenmantel und Kleinbildkamera, unbekannte Menschen in Paris, um eine ihr fremd gewordene Stadt neu zu entdecken. Größere Bekanntheit erlangte sie schließlich mit dem Adressbuch (1983). Als ihr 1983 zufällig ein Adressbuch in die Hände fiel, kopierte sie die Seiten, bevor sie es dem Besitzer zurückgab, und interviewte heimlich seine Kontakte. So war es ihr möglich ein alternatives Porträt des Mannes, den sie nie kennenlernte, zu erschaffen. Zak Dimitrov widmet seinen Artikel im Lenscratch der französischen Künstlerin, ihrem Schaffen und ihrer Philosophie.
Zum Schluss noch der wöchentliche SURPRISE CLASSIC.
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