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Mit dem Erfolg von Ari Asters Midsommar in 2019 erlangte ein Genre, in welchem die dunkle Seite der Folklore zum Horrorszenario avanciert, verstärkt Aufmerksamkeit. Folk Horror ist kein klar definierter Begriff und findet mittlerweile Anwendung in Literatur, Film und Musik. Nur eine Handvoll Filme gelten als prägend, dennoch lassen sich bestimmte Motive, die das Genre ausmachen, ständig wiederfinden. Ländliche, verlassene Gegenden, obskure Persönlichkeiten und zahlreiche, oftmals heidnische Rituale. Robin Hardys The Wicker Man aus dem Jahr 1973 (mit Cristopher Lee, nicht das Remake mit Nic 'Con Air' Cage) gilt als Pionierfilm des Folk Horrors. Ari Aster drehte nach eigener Aussage seinen Midsommar als Hommage an Robin Hardys Klassiker, in der Filmzeitschrift Cinefantastique wird The Wicker Man als 'the Citizen Kane of horror movies' bezeichnet: Der Polizeibeamte Neil Howie begibt sich auf die schottische Insel Summerisle, um dem Verschwinden eines Mädchens nachzugehen. Die Bewohner der Insel hüllen sich jedoch in verdächtigem Schweigen und der Beamte deckt langsam das dunkle Geheimnis der Gemeinde auf.
The Wicker Man versucht dabei weniger mit Hilfe grausamer Monster, Psychologie oder Gewaltszenen Angst zu kreieren, Fokus liegt vielmehr auf dem eigenartigen und verschwörerischen Verhalten der Community, der 'wyrd'-ness der Bewohner. Ohne konkret Einflüsse ausmachen zu wollen, wird eine Atmosphäre erschaffen, die wie ein Vorläufer von dem erscheint, was man heute als 'Lynchian' bezeichnen würde. Eine detaillierte Abhandlung zum Film gibt es in der PDF Version der Cinefantastique Ausgabe von 1977, die allein schon wegen der Illustration klickenswert ist. Tiefer in das Genre wird man in dem Artikel Where to begin with folk horror vom British Film Institute geführt. Übrigens ist die 'Where to begin'- Reihe generell ein schöner Startpunkt in das Filmuniversum diverser Regisseure und Genres.
Folk Horror findet auch musikalisch Ausdruck. The Wicker Man ist teilweise wie ein Musical konzipiert, dementsprechend bedeutend ist auch der Soundtrack, der nicht nur auf den Film bezogen, eine klare Hörempfehlung ist. Paul Major ist langjähriger Sammler obskurer und seltener Releases, Jesse Hacket hat inspiriert von Paul auf NTS einen Mix kreiert, der schön den Zeitgeist der 70er wiederspiegelt. Auf Bandcamp gibt es eine aktuelle Zusammenstellung von Folk Horror Releases und auf NTS schließlich noch mehr Psy-Folk von Robert Wyatt, Mitbegründer von Soft Machine.
Indie-Games sind in den USA schon längst fester Bestandteil der Spieleindustrie und bilden eine eigenständige Branche, fernab der riesigen Produktionsfirmen für Konsolenspiele. Das DIY-Prinzip in Bezug auf Games und deren mögliche Bedeutung als kulturelles Gut ist in unseren Gefilden, jedenfalls solange man kein Gamer ist, noch nicht so wirklich angekommen. Das mag einerseits daran liegen, dass Games oft noch nicht differenziert betrachtet werden, andererseits auch am Fokus auf Onlinespiele. Kentucky Route Zero ist jedenfalls eines dieser Spiele, dass mit Hilfe eines Kickstarters und 9000 Dollar 2013 umgesetzt worden ist. Vor 2 Wochen erschien nun die letzte Episode des Click & Point Adventures, das fast ohne spielerische Momente auskommt, Fokus liegt auf der Geschichte, die Elemente des Magic Realism in die Südstaaten Nordamerikas verfrachtet. Gleichzeitig zum Release der letzten Episode erschien der tolle Soundtrack zum Spiel, komponiert und produziert von Ben Babbitt. Eine Mischung aus Ambient und Folk, die auf jeden Fall auch ohne Gaminginteresse gehört werden sollte.
Der schwarze Tod wütete Mitte des 14. Jahrhunderts durch Europa und löschte ein Drittel der damaligen Bevölkerung aus. Die Ärzte waren hilflos gegenüber dem Bakterium und die Bekämpfung glich einem sinnlosen Vorhaben. In dem Klassiker Die Pest von Albert Camus ist die Seuche in der algerischen Stadt Oran ausgebrochen. Der Arzt Dr. Bernard Rieux kämpft gegen die Krankheit, die Absurdität der Dinge bringt ihn jedoch an seine Grenzen. Das Hörspiel dazu gibt es hier zum Download.
Und da wir schon bei David Lynch waren: Maya Deren, die 1922 mit ihren Eltern aus der Ukraine in die USA flüchtete, ist eine der Wegbereiterinnen des experimentellen und surrealistischen Films. Meshes of the Afternoon (Download) ist ein 14-minütiger symbolgeladener Trip und ein Stück Filmgeschichte. Neben Essays, in denen sie sich u.a. mit Film als Kunstform auseinandersetzt, studierte sie Ende der 40er traditionelle Rituale in Haiti. Die visuellen Ergebnisse wurden schließlich posthum von Teiji Ito zusammengestellt und gibt es hier zu sehen.
Zum Schluss noch der wöchentliche SURPRISE CLASSIC.
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