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Wachheit ist Fluch und Segen zugleich. Um die Zeit bis zur nächsten Fahrt der Eos zu überbrücken, gibt es WACHUNDTRAURIG #4 mit gleich vier Filmen und der Widmung an Frauen, die sich Rollenerwartungen nicht hingeben wollen. |
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 | Die Anpassung an gesellschaftliche Normen und die Kämpfe mit Rollenerwartungen können einen schon in die Krise treiben. Besonders groß ist der Druck, wenn die Rollen von einer außenstehenden Gruppe zugeschrieben werden und mit der wirklichen Lebensrealität wenig gemein haben. Den Gipfel erreicht das, wenn nonkonformes Verhalten schließlich abgewertet und als pathologisch eingestuft wird. Frauen kämpfen seit jeher mit von Männern auferlegten Rollen und die folgenden Filme nähern sich diesem komplexen Thema an. A Women Under the Influence (1974) skizziert den Charakter der Hausfrau und Mutter Mabel (Gena Rowlands), die mit ihrem "ungewöhnlichen" Verhalten die Familienharmonie gefährdet, die ihr Mann Nick (Columbo Peter Falk) zwanghaft zu wahren versucht. Eine Reaktion auf ihre Rolle in der Familienkonstellation? Für ihren Mann eher abweichendes Verhalten, das Konsequenzen nach sich zieht. Es ist nicht klar, ob der Film nun dem Feminismus der 70er oder dem Kampf des Regisseurs John Cassavetes selbst mit Konformität entspringt. Unabhängig davon zeigt der Film meisterhaft die Dissonanz zwischen Mabels Verhalten und Nicks Reaktion darauf. Den kompletten Film gibt es bei YouTube 4free zu sehen. Fassbinder nähert sich in seinem Film Angst vor der Angst (1975) dem Thema auf ähnliche Weise an und beschreibt das Leben einer Frau, die seit ihrer Schwangerschaft an Panikattacken und depressiven Zuständen leidet. Zu sehen gibt es den Klassiker auf archive.org. Er selbst äußert sich im Gespräch mit John Hughes und Ruth McCormick über seinen Film wie folgt: "Das Leben, das diese Frau führen muss, ist nicht ihr Leben. Ihr Unbewusstes beginnt zu begreifen, dass sie ein Leben führt, das in Wirklichkeit nichts mit ihr zu tun hat. Diese Art von ‚Krankheit‘ setzt bei jedem ein, der wahrzunehmen beginnt, dass das Leben, das er führt, vielleicht nicht das Leben ist, das er führen möchte, und dass die meisten Leute in ihrem Leben einfach eine Rolle spielen, die nicht ihre Rolle ist. Auf diese Weise wird man ‚krank‘. (...)" |
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 | Um Schwangerschaft und die damit verbundenen Ängste und Rollenerwartungen geht es zum Teil auch in Rosemary's Baby (1968). Regie führte ausgerechnet Roman Polański, der bisher nicht gerade mit seinen Taten in Bezug auf den Feminismus glänzen konnte. Dennoch behandelt der Horrorklassiker, der sich sehr genau an die Romanvorlage von Ira Levin hält, auf unkonventionelle Weise Themen wie körperliche Selbstbestimmung, weibliche Rollenmuster und Abtreibung. Das Genre Horror ist in gewissem Maße prädestiniert, um solch sensible Themen an die Massen zu bringen. Im Mittelpunkt des Films steht die junge Rosemarie, beispiellos dargestellt von Mia Ferrow, die von ihrem Ehemann Guy (John Cassavetes. again) in die Hände des Teufels gegeben wird. Der Deal mit dem Teufel verspricht Guy eine Karriere am Broadway, dem Teufel ein Kind, ausgetragen von Rosemarie. Diese leidet unter der Schwangerschaft, ist in dem Glauben das Kind wäre von Guy und wird zunehmend von ihrer Umgebung isoliert. Aus der Sicht von Rosemarie zeigt der Film ihren Kampf gegen die äußeren Einflüsse, die sie versuchen zu lenken. |
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 | Unabhängig von der Relevanz der vorherigen Filme, sind sie letztendlich doch alle von Männern gedreht worden und repräsentieren somit auch einen bestimmten Blick, was immerhin in Betracht gezogen werden sollte. Zu guter Letzt ein Film einer Ikone, die sich nicht nur in der immer noch männerdominierten Filmwelt zu behaupten wusste, sondern als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Film überhaupt gilt. Agnès Varda porträtiert in Vagabond (1986) die junge Frau Mona (Sandrine Bonnair), die sich keinen Konventionen hingibt, die Freiheit in sich trägt und diese um keinen Preis aufgeben will. Sie lehnt jegliche Rollenmuster stringent ab und gerät während ihres Lebens als Vagabond an die unterschiedlichsten Menschen und Lebenskonzepte. Wird sie sich bis zum Ende treu bleiben? |
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In ihrem ersten Roman Nahe dem wilden Herzen (1943), den die brasilianische Schriftstellerin Clarice Lispector mit nur 23 veröffentlichte, geht es um das Innenleben der jungen Protagonistin Joana und ihre Rebellion gegen innere und äußere Widerstände. Um schließlich zu sich selbst zu finden, muss sie dem für eine Frau vorgesehenen Leben in Brasilien den Rücken kehren. Eine kurze Biografie und die Erzählung "Kostbarkeit" von Clarice Lispector gibt es im BR-Podcast zu hören. |
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UMFANG ist Mitbegründerin des New Yorker Kollektivs Discwoman. Frei nach dem Motto Amplify Each Other haben sie es sich zum Ziel gesetzt Frauen, Trans-women und Non-binaries in der Elektroszene sichtbarer zu machen. Discwoman ist Philosophie aber auch Bookingagentur und Eventveranstalter. Mit zum Roster zählen u.a. auch Berlin-residents Mobilegirl und Ziúr. UMFANG hat selbst noch nicht viel released, ihre Expertise zeigt sich jedoch schon in Symbolic Use Of Light (2017). Minimalistischer und simpler Techno, der es auf den Punkt bringt. |
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Geboren und aufgewachsen in Bukarest. Borusiade ist eine der ersten weiblichen DJs, die Anfang der 00er Jahre alternative Clubmusik in Rumäniens Hauptstadt verbreiten konnte. Mittlerweile lebt die Szene in Bukarest und Borusiade ist seit einiger Zeit in Berlin, hat u.a. auf Unterton und Cómeme veröffentlicht und zwei LPs rausgebracht, A Body (2018) und Fortunate Isolation (2020). Beide bewegen sich abseits der Clubs, tragen jedoch deren Einfluss. Dark Wave und tiefer Einblick in die Seele der Rumänin. |
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Die Australierin Carla Dal Forno feierte ihren Durchbruch mit ihrem Debüt You Know What It's Like (2016) auf dem Londoner Label Blackest Ever Black. Schon längst ist sie mit ihrer weitgefächerten, genreübergreifenden Kenntnis Resident beim NTS. Ihre eigene Musik ist ein Konglomerat aus schwermütigen, experimentellen Beats und poppig-anmutenden Melodien. In ihrem aktuellen Release Look Up Sharp (2019) perfektioniert die Multiinstrumentalistin ihren Stil weiter. |
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